WEIßE ELSTER - DIE EILENDE
Die Weiße Elster hat ihren Ursprung am Kapellenberg im tschechisch-sächsischen Elstergebirge südöstlich der tschechischen Stadt Aš, wo sie den Namen „Bílý Halštrov“ trägt. Der Name „Weiße Elster“ leitet sich möglicherweise vom slawischen Wort „Alstrawa“ ab, was in etwa „die Eilende“ bedeutet. Setzte man an der Quelle ein Papierboot ins Wasser, träte es eine 257 km lange Reise an, die in Tschechien startet und dann auf deutscher Seite quer durch die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen führt. Schließlich würde es dann bei Halle in die Saale fließen, die wiederum die Elbe speist, um letztendlich bei Hamburg in die Nordsee zu münden. Von 2020 bis 2023 war sie „Flusslandschaft des Jahres“.
Wie andere Flüsse, lässt sich die Weiße Elster geologisch in den Oberlauf (die Quellregion), den Mittellauf und den Unterlauf (in der Nähe der Mündung) unterteilen. Hier in Thüringen befinden sich Teile ihres Ober- und Mittellaufs. Der Oberlauf erstreckt sich durch das sächsisch-thüringische Schiefergebirge bis Wünschendorf. Hier fließt die Weiße Elster vergleichsweise schnell und gräbt sich dadurch tief in den Boden (Tiefenerosion). Als Konsequenz entstehen die für den Oberlauf typischen Schluchten und Kerbtäler. Ein solches Kerbtal ist das Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf. Der Mittellauf der Weißen Elster führt von Wünschendorf durch das Platten- und Hügelland der Saale-Elster-Buntsandsteintafel bis Zeitz. Im Vergleich zum Oberlauf hat sich die Fließgeschwindigkeit durch das abnehmende Gefälle schon deutlich verlangsamt. Der Fluss gräbt sich dadurch weniger in das Gelände hinein, die Abtragung der Uferbereiche nimmt zu (Seitenerosion). Über lange Zeit entstehen die für den Mittellauf typischen breiten Sohlentäler, wie die Täler zwischen Gera-Langenberg und Wetterzeube.
Durch die Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit beginnt der Fluss zu mäandrieren. Die Ablagerung von Sedimenten nimmt zu. Die Mäander können im Laufe der Zeit durchbrechen und so Abkürzungen im Flusslauf entstehen lassen. Auf diese Weise und durch geomorphologische Gegebenheiten des Flussbettes entstehen viele wichtige Strukturen. Solche Strukturen sind z. B. strömungsreduzierte Altarme und Verzweigungen des Flussbettes, die die Entstehung von Flussinseln begünstigen. Sie bieten hervorragende Lebensräume für eine große Anzahl an Pflanzen- und Tierarten.
ÖKOLOGISCHER ZUSTAND DER WEIßEN ELSTER
Leider wurden viele der natürlichen Lebensräume im Mittellauf der Weißen Elster durch Eingriffe des Menschen in den natürlichen Flusslauf beschädigt oder zerstört. Als Eingriffe zählen vor allem die Begradigung, Kanalisierung, Eintiefung und Eindeichung des Gewässers, aber auch der Nährstoffeintrag vor allem durch die Landwirtschaft ist ein großes Problem. Die Weiße Elster ist einer der am stärksten belasteten Flüsse Mitteldeutschlands. Laut Europäischer Wasserrahmenrichtlinie sollen alle Fließgewässer bis zum Jahr 2027 einen „guten ökologischen Zustand“ erreichen. Bei der Weißen Elster ist dieser „unbefriedigend“ und bis zur Erreichung des Zieles ist noch viel zu tun. Auch wenn der chemische Zustand mittlerweile als gut bewertet werden kann, gibt es noch deutliche Defizite im Strukturreichtum und des damit verbundenen Artenreichtums, vor allem gewässerbodenbewohnender Pflanzen und der Fischfauna. Zahlreiche Kanalisierungen und Begradigungen führen zu einer starken Gefährdung der flussbegleitenden Auenlandschaften, die in derartigen Gebieten natürlich vorkommende, regelmäßige Überflutungen benötigen.
In den letzten Jahrzehnten gab es viele Bemühungen, die Qualität der Weißen Elster zu verbessern. Neben der zunehmenden Klärung des in die Weiße Elster eingeleiteten Abwassers gibt es einen verstärkten Einsatz zum Schutz und Erhalt der elsterbegleitenden Lebensräume. So sind z. B. das Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf, die Elsteraue bei Bad Köstritz oder die Schluchten bei Gera und Bad Köstritz als erhaltenswerte NATURA 2000-Schutzgebiete ausgewiesen. Auch der flussnahe Zeitzer Forst genießt seinen Status als FFH- und Naturschutzgebiet. In Zukunft gilt es, diese Bemühungen zu erweitern und sich vor allem auf die Wiederherstellung natürlicher gewässerstruktureller Vielfalt zu konzentrieren.
VERBREITUNG DES EISVOGELS IM TAL DER WEIßEN ELSTER
Seit der Wiedervereinigung Deutschlands und der damit einhergehenden Deindustrialisierung hat sich die Wasserqualität der Elster und ihrer Zuflüsse stark gebessert. Entsprechend haben auch die Bestände des Eisvogels (Alcedo atthis) deutlich zugenommen. Das Wasser der Weißen Elster ist weniger mit Abwasser verschmutzt und außerdem klarer geworden – eine wichtige Voraussetzung, damit der Eisvogel seine Beute bei nun größerer Sichttiefe überhaupt sehen kann. Durch die Verbesserung der Wasserqualität ist auch das Nahrungsangebot reichhaltiger geworden.
LEBENSWEISE DES EISVOGELS
Mit etwas Geduld und insbesondere bei Sonnenschein lässt sich der strahlend blaue und orangerot befiederte Eisvogel das ganze Jahr über an der Weißen Elster und ihren Zuflüssen beobachten. Nur die Flügeldecken, die Schultern, der Oberkopf und die Schwanzfedern zeigen die unverwechselbare grünlich-blaue Farbe des bis zu 18 cm langen Vogels. Wenn er nicht in der Sonne „funkelt“, verrät er sich durch seinen kurzen, scharfen Ruf ("ziii") und seinen geradlinigen Flug, dicht über der Wasseroberfläche.
MEISTERFISCHER - NAHRUNGSSUCHE EINES HEIMLICHTUERS
Als geschickter Jäger von Kleinfischen, Wasserinsekten und Kaulquappen sind für ihn mäßig schnell fließende oder stehende, klare Gewässer lebensnotwendig. Um die Beute unter der Wasseroberfläche erspähen zu können, benötigt diese Vogelart ausreichend Sitzwarten über dem Wasser oder nahe am Wasser. Als Stoßtaucher stürzt er sich schräg kopfüber in das Wasser um die Beute tauchend mit dem Schnabel zu ergreifen. Die Beute wird anschließend auf einem Ast oder einer starken Wurzel bearbeitet und gegebenenfalls totgeschüttelt oder auf die Unterlage geschlagen, um sie dann mit dem Kopf voran zu verschlucken.
SCHACHTELBRUT - DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG
Schon vor der eigentlichen Balz wirbt das Männchen mit frischem Fisch um seine Auserwählte. Während der Balz im Februar und März, beginnt das meist monogame Paar mit dem Bau der Bruthöhle - während des Nestbaus wird das Weibchen durch den Partner gefüttert. Gegen Ende des Baus erfolgt dann auch die Begattung. Für die Bruthöhle sind senkrechte oder leicht nach vorn geneigte Steilwände, wie sie z. B. an Steilufern vorkommen, nötig. Geeignete Steilufer finden sich am Ufer der Weißen Elster sporadisch an einigen Stellen im Raum Greiz, bei Meilitz (Wünschendorf) und nördlich von Gera. Auch kleinere Zuflüsse der Elster (Brahme, Erlbach) besitzen passende Steilufer. Möglichst sollte der Boden aus Lehm oder Sand bestehen, unbewachsen und ohne größere Wurzeln sein. Gegraben wird mit dem Schnabel. Die etwa 8 cm hohe, im Querschnitt hochovale Bruthöhle erreicht bis zu 80 cm Länge. An ihrem Ende entsteht ein ca. 17 x 12 cm großer Brutkessel, in dem später die 6 bis 8 weißen, kugelrunden Eier gelegt werden. Die Brutzeit beträgt 19 bis 21 Tage. Nach etwa einem Monat werden die Jungtiere flügge. Noch während Junge der vorherigen Brut gefüttert werden, legt das Weibchen in der benachbarten Brutröhre bereits ein neues Gelege. Dies wird Schachtelbrut genannt und ermöglicht den Eisvögeln bis zu drei Bruten mit etwa 21 Jungtieren im Jahr.
TROTZ NACHWUCHS - ABNEHMENDE BESTÄNDE
Im Jahr 2001 wurden an den Fließgewässern im gesamten Gebiet der Stadt Gera und des Landkreises Greiz 50 bis 60 Eisvogelbrutpaare gezählt. Besonders kalte Winter sind eine Bedrohung für die Art. Der strenge Winter 1995/1996 hat 90% der Eisvogelbestände in Gera und im Landkreis Greiz vernichtet. Nach einem solchen Ereignis bleiben nur noch wenige Brutpaare an besonders geeigneten Brutplätzen übrig. Dazu zählt z. B. das Elsterufer im Bereich Meilitz (Wünschendorf), südlich von Gera, das geeignete Steilwandufer bietet. In den Folgejahren vergrößerte sich die Population dann wieder.
Der Verlust von geeignetem Lebensraum, besonders der Steilhänge, aber auch verschmutztes Wasser und Freizeittourismus können Störquellen für die Eisvogelpopulationen sein. Derzeit ist der Eisvogel in Thüringen nicht gefährdet, die Bestände sind jedoch abnehmend.
Eingedeichte Weiße Elster im Stadtgebiet Gera (Foto: Silvio Heidler)
Eisvogel im Anflug an seinem Brutloch (Foto: Silvio Heidler)
Eisvogel mit einem Jungfisch im Schnabel (Foto: Silvio Heidler)