LIEBE ZUR HEIMAT
Der Walderlebnispfad führt auf dem Hainberg am Liebe-Denkmal vorbei. Das Denkmal wurde 1896 errichtet und ist dem bedeutenden Geraer Wissenschaftler Karl Leopold Theodor Liebe (1828-1894) gewidmet.
Schon als Kind interessierte sich Liebe für die Vogelwelt und kam so auch in Kontakt mit dem als „Vogelpastor“ bekannten Renthendorfer Pfarrer und Ornithologen Christian Ludwig Brehm. Bereits während seines Studiums befasste er sich aus eigenem Interesse auch mit der Geologie seiner Heimat. So hat er in aufwendiger, jahrelanger Arbeit als erster die geologischen Verhältnisse im Raum Ostthüringen erfasst, beschrieben und per Hand in Karten gezeichnet. Seine regionalen Fachkenntnisse stellte er auch als sachverständiger Gutachter nach einem Erdfall in Gera zur Verfügung, indem er die Machbarkeit der Bebauung gefährdeter Bereiche im Stadtgebiet untersuchte. Hier war er bereits seit 1855 als Lehrer tätig.
Die Stadt galt damals als anerkanntes Zentrum für Vogelschutz, was vielleicht sein kindliches Interesse wieder aufflammen ließ. Neben der Pflege und Erforschung unterschiedlicher Vogelarten, veröffentlichte er seine Erkenntnisse und gilt als „einer der Mitbegründer des modernen Vogelschutzes“.
DIE VOGELWELT IM GERAER STADTWALD
Die Avifauna des Hainberges ist aufgrund der unterschiedlichen und vor allem naturnahen Waldtypen sehr artenreich. Dem aufmerksamen Beobachter wird jedoch nicht entgehen, dass bestimmte Vogelarten nicht überall im Wald vorkommen, sondern dass sie bestimmte Lebensräume bevorzugen.
So sind z. B. in den Laubwaldbereichen des Hainberges Amsel (Turdus merula), Singdrossel (Turdus philomelos), Buchfink (Fringilla coelebs) und Kleiber (Sitta europaea) häufig zu beobachten. Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) und Rotkehlchen (Erithacus rubecula) halten sich dagegen eher versteckt in unterholzreichen Kerbtälern auf. Als charakteristische Arten in Nadelbaum-Forsten gelten u.a. Tannenmeise (Periparus ater) und Haubenmeise (Lophophanes cristatus), Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) sowie Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) und Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapilla), die sich meistens unbemerkt in den Baumwipfeln bewegen. Manche Singvogelarten scheinen hingegen weniger wählerisch bei der Besiedlung von Biotopen zu sein, so zum Beispiel Kohlmeise (Parus major) und Blaumeise (Cyanistes caeruleus), soweit sie dort geeignete Bruthöhlen finden. In Bereichen mit alten Laubbäumen, insbesondere Rotbuchen, haben Spechte ihre Reviere, beispielsweise Schwarz- (Dryocopus martius) und Buntspecht (Dendrocopos major). Seltener anzutreffen sind Grau- (Picus canus) und Mittelspecht (Leiopicus medius). Von den Eulenvögeln sei der Waldkauz (Strix aluco) als typischer Waldbewohner erwähnt. Die Greifvögel Baumfalke (Falco subbuteo), Mäusebussard (Buteo buteo) und Rotmilan (Milvus milvus) können mit etwas Glück eher an den Waldrändern beobachtet werden.
Ähnlich wie auch bei anderen Tiergruppen unterliegen Spektrum und Häufigkeit der Vogelarten stetigen Veränderungen, die unterschiedliche Ursachen haben. Beispielsweise brütete zu Lebzeiten Liebes der Kolkrabe (Corvus corax) bei Gera-Ernsee. Als angeblicher Schädling der Jagd und Landwirtschaft wurde die Art über Jahrzehnte rücksichtlos verfolgt und in Teilen Mitteleuropas ausgerottet. Eine Wiederbesiedlung von Thüringen wurde Mitte des 20. Jahrhunderts durch Auswilderung gefördert. Noch bis Ende der 1970er Jahre fehlten Brutnachweise im Stadtwald. Seit einigen Jahren ist der Kolkrabe nun wieder Brutvogel im Hainberg-Gebiet. Übrigens, die intelligenten Vögel verständigen sich durch unterschiedliche Lautäußerungen in einer eine Art „Rabensprache“.
Karl Theodor Liebe (Foto: https://foerderverein-ktlg.de/)
Liebe Denkmal im Geraer Stadtwald (Foto: Silvio Heidler)
Waldkauz (Foto: Silvio Heidler)