FEUERSALAMANDER
Zu den Amphibien gehören nicht nur Vertreter wie Erdkröte (Bufo bufo), Laubfrosch (Hyla arborea) oder Teichmolch (Lissotriton vulgaris), sondern auch der Feuersalamander (Salamandra salamandra) mit seinem einzigartigen Aussehen. Die Bezeichnung Amphibien („doppellebig“) verweist bereits auf die spezielle Lebensweise dieser Wirbeltiergruppe: im Wasser und auf dem Land lebend. Innerhalb der Amphibien gehört der Feuersalamander zu den Schwanzlurchen, zu denen auch unsere heimischen Molcharten zählen.
Im Gegensatz zu seinen Artgenossen trifft man ihn aber nicht in Feuchtgebieten oder an stehenden Gewässern im Offenland. Vielmehr ist er ein typischer Waldbewohner. Der nachtaktive Schwanzlurch stellt hohe Ansprüche an sein Habitat - er lebt in der Boden- und Streuschicht von feuchten Laubmischwäldern (seltener Nadelwälder) und benötigt ein kühl-feuchtes, schattiges und windstilles Mikroklima. Wichtig für den Feuersalamander ist das Vorhandensein von Versteckmöglichkeiten (z.B. Nischen unter Steinen oder Baumwurzeln oder kleine Gänge und Höhlen im Erdreich) sowie Laichgewässer. Diese müssen über klares, nähstoffarmes Wasser mit einer Temperatur von 8 bis 9°C verfügen. Meistens handelt es sich um Quellwasser.
Eine geeignete Kombination von Temperatur, relativer Luftfeuchte sowie eingestrahlter Lichtmenge sind die entscheidenden Faktoren für die Aktivität des Feuersalamanders. Die Feuersalamander verlassen nachts bei ausreichender Luftfeuchtigkeit ihre Verstecke, die sie in der Morgendämmerung wieder aufsuchen. Hohe Individuenzahlen sind bei starken Regenfällen zu beobachten. Wenn die Temperaturen unter 2°C sinken, sind keine Feuersalamander mehr aktiv und verfallen in ihren unterirdischen geschützten Quartieren in eine Winterstarre.
SCHLUCHTWALD ALS GESCHÜTZTER LEBENSRAUM
Im Geraer Stadtwald gibt es zahlreiche charakteristische Kerbtäler, die auf Grund ihrer Vegetationszusammensetzung und Struktur häufig als sogenannte Schlucht-Hangmischwälder ausgeprägt sind.
Durch die natürliche Fließrichtung des Oberflächenwassers von Ernsee in Richtung Weißer Elster, konnten die naturnahen Kerbtäler einst durch Erosion des anstehenden Grundgesteins Sandsteins entstehen. Da eine forstliche Bewirtschaftung in den engen und steilen Erosionstälern nicht möglich war, konnten sich hier natürliche Waldgesellschaften mit einem hohen Alt- und Totholzbestand erhalten. Charakteristisch für diese strukturreichen Biotope sind eine zumeist geringe Besonnung und somit auch ein feuchtes und kühles Mikroklima, mit einer guten Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen. Dadurch weisen sie auch eine ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht auf.
Hervorzuheben sind im Geraer Stadtwald die verhältnismäßig großen Flächen alter Laubholzbestände aus artenreichen, vielschichtigen naturnahen Waldgesellschaften. Die Buchenbestände besiedeln von Natur aus Schattenlagen auf Böden mit ausreichenden Nährstoffen. Auf mehr besonnten Hängen stocken hingegen wärmeliebende Eichen-Hainbuchenwälder. Schlucht- und Hangmischwald mit Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Spitzahorn (Acer platanoides), Bergulme (Ulmus glabra), Esche (Fraxinus excelsior) benötigen hingegen kühlfeuchte Standorte mit frischen Bodenverhältnissen. Sie gelten gemäß Anhang I der FFH-Richtlinie als ein seltener und prioritär geschützter Wald-Lebensraumtyp (LRT 9180 – Schlucht- und Hangmischwald).
FUCHSKLAMM IM STADTWALD
Die tief eingeschnittene „Fuchsklamm“, die von einem klaren Bach langsam durchströmt wird, bietet dem Feuersalamander einen idealen Lebensraum. Sie befindet sich im nördlichen Teil des Stadtwaldes und ist eines dieser strukturreichen Kerbtäler. Ein Teilbereich davon ist als Offenland-Lebensraumtyp kartiert (LRT 3260 – Flüsse der planaren bis montanen Stufe) – übrigens der Einzige im FFH-Gebiet „Hainberg-Weinberg“. Im Allgemeinen wird dieser Süßwasserlebensraum durch eine naturnahe Ausprägung, einen geschlängelten Verlauf und überhängende Ufer charakterisiert. Typisch dafür ist auch ein tiefes Bett mit einer von Sedimenten wie Geröll, Kies oder gar größeren Gesteinsblöcken bedeckten Sohle, welches nährstoffreiches Wasser führt.
Für eine konstante Wasserführung des Fuchsklammbaches bedarf es einer ausreichenden Speisung durch Niederschläge oder Schneeschmelze, da er keine natürliche Quelle besitzt. In den zunehmend heißeren und trockeneren Sommermonaten besteht die Gefahr der Austrocknung und somit auch des Verlustes dieses Lebensraumes für den Feuersalamander. Durch ThüringenForst wurde in der Vergangenheit als Artenschutzmaßnahme für den Feuersalamander bereits Totholz ins Bachbett eingebracht, um neben der Förderung der Fließdynamik auch Stillwasserbereiche zu schaffen.
Hang-Schluchtwald im Geraer Stadtwald, Bild von Silvio Heidler
Feuersalamander, Bild von Silvio Heidler
Feuersalamander, Bild von Silvio Heidler