STATION SPECHTE IM STADTWALD

SPECHTE - ZEIGER FÜR EINEN NATURNAHEN WALD

Der artenreiche Geraer Stadtwald umfasst einige größere alt- und totholzreiche Bestände, die einer Vielzahl von Arten als Nahrungsquelle und Lebensraum dienen. Die im Wald lebenden Specht-Arten bevorzugen reife Laubmischwälder mit einem hohen Anteil alter, lebender sowie absterbender Bäume - so genannter Habitatbäume. Hierin bauen Spechte bevorzugt ihre Höhlen. Weitere existenzielle Requisiten, welche das Vorkommen der Spechtarten begünstigen, sind u.a. faulende Baumstubben und liegende Stämme (Totholz), in welchen sich Insekten und deren Larven befinden, welche mit Vorliebe von den Spechten verzehrt werden. Im Geraer Stadtwald, werden zudem Obstwiesen, Feldgehölze und Hecken im unmittelbaren Offenland zum waldbestockten Hainberg zum Nahrungserwerb aufgesucht. Je vielgestaltiger das Waldbild, desto geeigneter für die Spechte.

SCHON IMMER IM STADTWALD ZU FINDEN

Bereits in der Broschüre, die einst zur Eröffnung des historischen Naturlehrpfades Gera-West in den 1970er Jahren herausgegeben wurde , finden sich einige Ausführungen zu den im Stadtwald vorkommenden Vögeln – so auch zu den Spechten. Demnach sei der Mittelspecht (Leiopicus medius) nur selten im Gebiet anzutreffen gewesen, dann aber vorwiegend in den alten Eichenbeständen. In den Fichtenbeständen hingegen fände man nicht ausschließlich aber vorzugsweise den Buntspecht (Dendrocopos major). Dieser würde zwar auch in den Laubwaldbeständen vorkommen, dort aber vermehrt durch den Schwarz- (Dryocopus martius) und Grünspecht (Picus viridis) als Nahrungs- und Nisthöhlenkonkurrent in die Nadelwaldbestände verdrängt werden.

  • (vgl. Dr. Sacher, Peter und Auerswald, Jürgen, Vögel, in: Rat der Stadt Gera (Herausgeber), Naturlehrpfad Gera-West, 1. Auflage)

**DER GRÖßTE, DER HÄUFIGE UND DER HEIMLICHE **

Im Bereich Hainberg-Weinberg kommen 7 Specht-Arten vor: Buntspecht, Grauspecht (Picus canus), Mittelspecht, Kleinspecht (Dryobates minor), Grünspecht, Schwarzspecht und Wendehals (Jynx torquilla).

Der etwa krähengroße Schwarzspecht ist die größte heimische waldbewohnende Art. Bis auf seinen auffälligen roten Scheitel beim Männchen bzw. dem roten Nackenfleck beim Weibchen, ist sein Gefieder einheitlich schwarz.

Der amselgroße Buntspecht kommt auch häufig in Parks und baumreichen Gärten vor. Er trägt ein schwarz-weißes Federkleid mit roten Unterschwanzdecken. Nur das Männchen hat einen roten Genickfleck.

Das Gefieder vom Grauspecht ist auf der Oberseite matt olivgrün. Vom Nacken zum Kopf hin geht es in ein helles Grau über. Das Männchen ist an einem kleinen roten Fleck an der Stirn zu unterscheiden. Aufgrund seiner eher heimlichen Lebensweise und seiner farblichen Tarnung, lässt sich die Art nur schwer beobachten.

ERHALTUNG DES SPECHTVORKOMMENS

Im Stadtwald erfolgt seit Jahrzehnten ein naturnaher Waldumbau durch Naturverjüngung standortangepasster Baumarten. Zusätzlich wurde 2015 vom Teil-Eigentümer ThüringenForst eine Fläche von 210 ha als „Nationales Naturerbe“ ausgewiesen. Diese Teilbereiche werden gänzlich aus der Waldbewirtschaftung herausgenommen, um dort eine natürliche Waldentwicklung zu fördern.

Insbesondere im Bereich südlich des Schlosses Ostersteins, befände sich auf Grund des Nutzungsverzichtes eine totholzreiche Waldstruktur die vorwiegend aus alten Buchen besteht. Dieser sogenannte Altholzblock sei laut ThüringenForst ein „Spechtzentrum“, dass es dringend zu erhalten gelte.

In der von ThüringenForst erarbeiteten Managementplanung für den Fachbeitrag Wald des FFH-Gebietes „Hainberg-Weinberg“ werden bezüglich der Spechtvorkommen folgende weitere Erhaltungs- und Entwicklungsziele formuliert: -Sicherung der Lebensstätten der Arten u.a. gemäß Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie (z.B. Mittelspecht, Schwarzspecht und Grauspecht): Gewährleistung von günstigen Habitatstrukturen sowie Beseitigung bzw. Minimierung von Beeinträchtigungen -Erhaltung von Strukturen alter und reifer Wälder (insbesondere Alt- und Habitatbäume sowie Totholz) zur Sicherung von potenziellen Lebensstätten für wertgebende Tierarten, die existenziell auf eben diese Strukturen angewiesen sind

Die Planung schreibt dazu detailliert vor, wie die Habitatstrukturen ausgeformt sein müssen. So sei pro 3 ha Bestandsfläche eine Habitatbaumgruppe (jeweils 10-20 Bäume) zu erhalten, die jeweils einen oder mehrere (potenzielle) Spechtbäume enthalte. Alle Bäume dieser Gruppe seien bis zu deren Absterben und darüber hinaus als Totholz auf der Fläche zu belassen.

  • (vgl. Fachbeitrag Wald zum Managementplan für das Natura2000-Gebiet FFH-Gebiet „Hainberg-Weinberg“, 2013)

Weiterführende Links:

    gera forest

    Buntspecht (Foto: Dr. Bernd Kohlhepp)

    gera forest

    Grauspecht an zwei Spechtlöchern (Foto: Silvio Heidler)

    gera forest

    Schwarzspecht an einer Schwarzspechthöhle (Foto: Silvio Heidler)

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