STATION JAGD

GESCHICHTE DER JAGD

In der Steinzeit waren die Menschen Jäger und Sammler. Sie lebten als Nomaden, also ohne feste Wohnstätten, und zogen ihren Beutetieren hinterher. Sie sammelten Beeren, Pilze und Kräuter. Die Jagd war anstrengend und kräftezehrend. Die Beute diente deswegen nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Rohstofflieferant. Das Fell wurde zu Kleidung verarbeitet. Sehnen, Därme, Knochen und Hörner waren für die Herstellung von Waffen wichtig. Aus Geweihen, Zähnen und Krallen konnte Schmuck erschaffen werden.

Mit der Zeit wurden die Menschen sesshaft und ernährten sich überwiegend von Ackerbau und Tierhaltung. Die Jagd verlor zunehmend an Bedeutung und galt im Mittelalter ausschließlich als Hobby für den Adelsstand. Es wurde nur noch zum Vergnügen und für Trophäen gejagt. Wilderei wurde fortan hart bestraft.

Die moderne Jagd dient vornehmlich zur Stabilisierung des Gleichgewichtes zwischen Tier, Natur und Mensch. Der Grund dafür ist der Eingriff des Menschen in die Räuber-Beute-Beziehung und damit auch in das natürliche Nahrungsnetz.

RÄUBER-BEUTE-BEZIEHUNG

Unter der Räuber-Beute-Beziehung wird ein Modell verstanden, welches die dynamischen Wechselwirkungen von Räuber- und Beutepopulationen über einen längeren Zeitraum beschreibt.

Eine Population ist die Gesamtheit aller Individuen einer Art in einem bestimmten Gebiet. Die Beutepopulation stellt dabei die Nahrungsgrundlage für die Räuberpopulation.

Welche Auswirkung die Größe der Beutepopulation auf die Räuberpopulation in einem Ökosystem (und umgekehrt) hat, kann mit den drei Lotka-Volterra-Regeln beschrieben werden. Erstmals formulierten der Chemiker Alfred J. Lotka und der Mathematiker Vito Volterra diese Gesetzmäßigkeiten als gekoppelte Differentialgleichungen in den Jahren 1925 und 1926 unabhängig voneinander. Klingt kompliziert, ist im Grunde aber ganz einfach, wenn man gewisse Grundannahmen beachtet.

Das vereinfachte Modell von Lotka-Volterra bezieht sich ausschließlich auf die Interaktion einer Räuberart mit einer Beuteart. Alle weiteren biotischen und abiotischen Faktoren sind konstant oder vernachlässigbar.

ERSTE LOTKA-VOLTERRA-REGEL: PERIODISCHE POPULATIONSSCHWANKUNGEN

Die Populationsgrößen von Räuber und Beute schwanken periodisch. Dabei schwankt die Räuberpopulation leicht phasenverzögert. Die Periodenlänge ist abhängig von den Anfangsbedingungen und Wachstumsraten.

Wenige Räuber = wenig Gefahr für Beute - Beutepopulation nimmt zu

Viel Beute = viel Nahrung für Räuber - Räuberpopulation nimmt zu

Viele Räuber = hohe Gefahr für Beute - Beutepopulation nimmt ab

Wenig Beute = wenig Nahrung für Räuber - Räuberpopulation nimmt ab

ZWEITE LOTKA-VOLTERRA-REGEL: KONSISTENZ DER MITTELWERTE

Über lange Zeiträume bleiben die Mittelwerte der Räuber- und Beutepopulationen konstant. Der Mittelwert der Beutepopulation liegt dabei stets über dem Mittelwert der Räuberpopulation, denn ohne Beute würde der Räuber aussterben. Die Höhe der Mittelwerte ist abhängig von den Wachstums- und Rückgangsraten – nicht von den Anfangsbedingungen.

DRITTE LOTKA-VOLTERRA-REGEL: STÖRUNG DER MITTELWERTE

Werden die Populationsgrößen von Räuber und Beute in gleichem Maße zeitgleich gestört, erholt sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Mit der Zeit stellen sich die periodischen Schwankungen wieder ein.

Die Beute kann sich schneller erholen, da sie im Vergleich zum Räuber i.d.R. kleiner ist (weniger Nahrung braucht), eine kürzere Tragzeit hat und mehr Nachwuchs im Jahr aufziehen kann. Der Räuber hingegen ist i.d.R. groß, später geschlechtsreif mit wenigen Nachkommen im Jahr. Er braucht länger, um sich von einer Störung zu erholen.

Die Räuber-Beute-Beziehung beschreibt nur einen kleinen Teil einer Nahrungskette und damit einen winzigen Ausschnitt des Nahrungsnetzes. Trotzdem liefert das Modell bei komplexen Nahrungsbeziehungen und schwankenden Umweltfaktoren brauchbar Abschätzungen und Tendenzen.

BEDEUTUNG FÜR DIE JAGD

Zum Schutz der Viehherden sind in der Vergangenheit die großen Raubtiere bis fast zur Ausrottung verfolgt worden. Die fehlenden Fressfeinde begünstigten die Vermehrung des Wildes. Infolgedessen bedarf es einer Regulation durch den Menschen um die Schäden in Forst- und Landwirtschaft gering zu halten. Daher kommen immer wieder kritische Stimmen zum Thema Jagd in Verbindung mit Tierschutz und menschengemachte Notwendigkeit auf.

Weiterführende Links:

    gera forest

    Erste Lotka-Volterra-Regel: Periodische Populationsschwankungen (Grafik: Dr. Christian Kubb)

    gera forest

    Zweite Lotka-Volterra-Regel: Konsistenz der Mittelwerte, (Grafik: Dr. Christian Kubb)

    gera forest

    Dritte Lotka-Volterra-Regel: Störung der Mittelwerte (Grafik: Dr. Christian Kubb)

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