SPECHT

Im Gegensatz zum heimischen Grünspecht (Picus viridis), stammt der seltenere Grauspecht (Picus canus) aus Asien und ist in Deutschland vor allem in den Mittelgebirgen verbreitet. Er gehört wie sein „Zwilling“ der Grünspecht zu den sogenannten Erdspechten, da er seine Nahrung vorwiegend am Boden aufnimmt. Die ganzjährigen Standvögel sind auf Grund ihres Aussehens und ihrer Rufe sehr leicht miteinander zu verwechseln.

WER RUFT DENN DA?

Spechte halten sich vorwiegend in der oberen Stammregion der Baumschicht in alt- und totholzreichen Wäldern auf und sind deshalb schwer zu entdecken. Meist kann man sie nur durch ihre Rufe oder die charakteristischen Klopfgeräusche wahrnehmen, die beim Bau ihrer Höhlen oder bei der Nahrungssuche ertönen.

Der Flugruf "krrü…krrü…krrü" und der klagend anmutende Anwesenheitsruf "klieeh" des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) sind weit zu hören.

Der häufigste Ruf des Buntspechtes (Dendrocopos major) ist ein kurzes und spitzes "Kix", der ganzjährig zu hören ist. Der Ruf wird auch als Warnmeldung eingesetzt.

Der Grünspecht macht sich durch seinen dynamischen, meist mehrsilbigen Ruf bemerkbar. Dieser gleicht einem gellenden Lachen: „kjückkjückkjück“ und ist das ganze Jahr über hörbar.

Beim Ruf des Grauspechtes fehlt der lachende Klang des Grünspechtes. Es ist vielmehr ein wehmütiges „kikiki küh-küh-küh-küh“, das gegen Ende in der Tonhöhe abfällt und langsamer wird.

TROMMELN STATT SINGEN

Bereits im Vorfrühling kann der Trommelwirbel von Spechten laut durch den Wald tönen. Jede Spechtart hat dabei ihren eigenen Rhythmus. Ein geschulter Beobachter kann überdies genau heraushören, ob ein Konkurrent vertrieben werden soll, einem Partner die Bruthöhle gezeigt wird oder die Ablösung beim Bauen oder Brüten ansteht.

ZIMMERMANN FÜR DIE ARTENVIELFALT

Spechte müssen nicht zwangsläufig jedes Jahr eine neue Höhle zimmern. So können beispielsweise in einem optimalen Schwarzspecht-Revier bis zu 10 Schlaf- und Nisthöhlen in hohen, astarmen, dicken, glattrindigen Stämmen angelegt sein.

Der Schwarzspecht baut unter den Spechten die größten Höhlen und benötigt dafür alte, dicke, meist lebende Bäume. Der ideale Höhlenbaum ist eine 100-jährige gesunde oder auch kernfaule Rotbuche. Seine Behausungen sind an einem großen, ovalen Einflugloch zu erkennen. Als „Schlüsselart“ für das Ökosystem Wald schafft er Lebensstätten für Nachmieter wie Hohltaube (Columba oenas), Dohle (Corvus monedula), Grauspecht, Siebenschläfer (Glis glis), Hornissen (Vespa crabro), Wildbienen und Fledermäuse.

Kleiner fallen die Höhlen beim Buntspecht mit rundem und beim Grauspecht mit meist ovalem Einflugloch aus. Bei Leerstand ziehen dort häufig Blaumeise (Cyanistes caeruleus), Kohlmeise (Parus major), Kleiber (Sitta europaea) und Star (Sturnus vulgaris) als Nachmieter ein.

SPECHTSCHMIEDEN UND RINGELBÄUME

Wenn die Insektennahrung in der kalten Jahreszeit knapp wird, ergänzen Spechte ihren Speisezettel mit Samen und Nüssen. So werden z.B. Fichtenzapfen in Baumkerben eingeklemmt und aufgemeißelt. Solche „Spechtschmieden“ lassen sich an vielen umherliegenden Zapfenresten erkennen.

Bevor im Frühjahr die Bäume austreiben, trinken Spechte den aufsteigenden Baumsaft, der reich an Zuckern, Eiweißen und Aminosäuren ist. Sie hacken dazu kleine Löcher in waagerechten oder spiraligen Linien in die Rinde (Ringeln).

Weiterführende Links:

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    Große Schwarzspechthöhle (Foto: Silvio Heidler)

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    Schwarzspecht schaut aus seiner Höhle (Foto: Silvio Heidler)

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    Buntspecht an rundem Spechtloch (Foto: Silvio Heidler)

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