EICHELHÄHER

FARBENPRÄCHTIGER STANDVOGEL

Der etwa taubengroße Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist in seinem Aussehen unverwechselbar. Weibchen und Männchen sind dabei rein optisch nicht zu unterscheiden.

In Mitteleuropa besiedeln die heimische Rabenvogel Wälder unterschiedlicher Ausprägung und bevorzugen dabei jene mit einer abwechslungsreichen Baumschicht in unterschiedlichen Höhen und einer reich entwickelten Strauchschicht. Die Art brütet auch in Siedlungsnähe, z.B. in waldähnlichen Parks und Friedhöfen sowie in ausgedehnten Gärten. Die meisten Eichelhäher bleiben als sogenannte Standvögel den Winter hier. Abhängig von der Wetterlage können auch Vögel aus den nordeuropäischen Brutgebieten bei uns überwintern.

BALZ, BRUT UND JUNGENAUFZUCHT

Bereits im Februar kann man die Fütterung in der Balzwerbung beobachten. Dabei bietet das Männchen dem Weibchen zerrissenes oder zermahlenes Futter an. Sehr oft lehnen Weibchen die Futtergabe jedoch ab. Diese sogenannte Werbungsfütterung ist für die Paarbildung von Bedeutung. Lediglich während der Brutzeit lebt der Eichelhäher paarweise, ansonsten auch in lockeren Gruppen.

Die jährlich einmalige Brut erfolgt meist im April oder Mai. Eichelhäher legen ca. 3-5 Eier, die 16-17 Tage vom Weibchen bebrütet werden. Wie alle Rabenvögel, schlüpfen die Jungen blind, nackt und sind kaum in der Lage den Kopf zu heben. Am 9. Tag brechen die Federhüllen auf und am 22. Tag verlassen sie vollbefiedert das Nest.

Die Jungen werden fast ausschließlich von Insekten ernährt, welche von den Altvögeln von Baumstämmen abgelesen werden. Die Nahrung wird den Jungen kaum zerkleinert gefüttert, so sind z.B. die Raupen des Kiefernspinners mit bis zu 7,5 cm doch beachtlich groß für die jungen Eichelhäherschnäbel, mit einer Größe von 3,5 mm im Alter von einer Woche.

Nach der Fütterung warten die Elterntiere am Nest, bis das Junge ein Kotbällchen abgibt. Das Weibchen schluckt dieses Kotbällchen, das Männchen dagegen nimmt das Kotbällchen von den Jungen auf und legt es behutsam auf einem Zweig ab. Die Vögel achten sehr auf ein gereinigtes Nest - Blätter und Nahrungsreste werden kontinuierlich entfernt.

EIN MEISTER DES IMITIERENS

Das laute, warnende "Rräätsch rräätsch" des Eichelhähers ist häufig zu hören, bevor man ihn entdeckt. Dieses ausgeprägte Verhalten brachte ich auch den Beinamen „Wächter des Waldes“ ein.

Allerdings hat er vor allem im Sommer eine Vielzahl von Lauten zu bieten, die er anderen Tieren oder sogar Gegenständen nachahmt. Er mischt beispielweise den Ruf des Mäusebussards (Buteo buteo), Waldkauzstimmen oder das Knarren eines Baumastes zu einem katzenartigen Miauen hinzu. Menschliche Pfiffe, Babyschreie, Geräusche eines Rasenmähers und sogar Handytöne imitiert der Eichelhäher.

SAISONALER JÄGER UND SAMMLER

Zweifellos hat der Eichelhäher eine Vorliebe für Eicheln - teilweise verschlingt er bis zu 10 Eicheln im Ganzen und würgt sie zu einem späteren Zeitpunkt zur Lagerung oder zum Aufschlagen wieder zurück. Mit seiner Beute fliegt er häufig über offenes Gelände und verliert gelegentlich die eine oder andere Eichel. Häufig lagert er auch tausende Eicheln als Wintervorrat, die er manchmal trotz seines guten Gedächtnisses nicht wiederfindet. So fördert er durch die Verbreitung von Samen auch die natürliche Waldverjüngung.

Eichelhäher gelten als Allesfresser. Im Frühjahr und Sommer ernähren sie sich vor allem von tierischer Kost z.B. großen Insekten, Raupen und Spinnen, seltener Mäusen und sogar Aas. Gelegentlich räubern die Häher auch Vogeleier und Jungvögel.

Ab Herbst und in den Wintermonaten überwiegt die pflanzliche Ernährung mit Beeren, Obst und Baumfrüchten, insbesondere Eicheln.

BADEN IM AMEISENNEST

Zur Gefiederpflege zeigen Eichelhäher ein eigenartiges Verhalten. Die Vögel legen sich mit ausgebreiteten Flügeln und gesträubtem Gefieder auf einen Ameisenhaufen und drücken sich mit reibenden Bewegungen gegen den Boden.

Um sich gegen den Eindringling zu wehren, verspritzen die Bewohner Ameisensäure in das Vogelgefieder. Dieses „einemsen“ (Emse = veraltete Bezeichnung für Ameise) hat vermutlich eine bakterizide Wirkung und vertreibt zudem lästige Parasiten, wie z.B. Federlinge.

Weiterführende Links:

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    Eichelhäher sitzend auf einem Feldahorn (Foto: Silvio Heidler)

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    Eichelhähernest mit zwei Eiern (Foto: Silvio Heidler)

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    Eichelhäher räubert Mehlschwalbennester (Foto: Silvio Heidler)

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